Mittwoch, 31. März 2010

I never wanted to be a Woman!

Besser spät gebloggt als nie:
Geburtstage muss man gebührend feiern! Monty Python feierten ihren 40. ausgesprochen gebührend, und zwar bereits am 23.10.2009 - an keinem geringeren Ort als der proppevollen, tobenden Royal Albert Hall in London. Ersonnen hat dazu Ex-Python Eric Idle (derjenige der Truppe, der nie erfolgreiche Soloprojekte jenseits des Python-Humors verwirklichen konnte) zusammen mit dem genialen musikalischen Pythons-Unterstützer John du Prez, der die meisten großen Python-Songs und Filmmusiken verbrochen hat, etwas Besonderes: Das Oratorium "Not the Messiah (he's a very naughty boy)", basierend auf Händels "Messias" (die Homepage wirbt: "Like Handel, only funnier!") sowie auf dem beliebten Python-Film "The Life of Brian" (das Grünzeuch findet "The Meaning of Life" ja noch viel genialer, aber Brian ist natürlich auch großartig - und bekannter). Mit großem Chor, der - sich sichtlich das Lachen verkneifen müssend - jeden Scheiß mit- oder gegensang, dem Symphonieorchester der BBC und gestandenen Gesangssolisten, dazu mit Gastauftritten einzelner Ex-Teammitglieder, alle in mehr oder weniger Würde ergraut: Terry Jones und Terry Gilliam hatten ebenso ihre gefeierten Momente wie Michael Palin oder Carol "Irgendwie gehört sie als Teamfrau dazu" Cleveland, Neil Innes oder die Original-Mounties aus den Lumberjack-Sketchen; John du Prez durfte dirigieren und Eric Idle war die ganze Zeit vorne mit dabei, tapfer versuchend, in "Bariton...ish" gegen die Profi-SängerInnen zu bestehen. Wer fehlte, war John Cleese, warum auch immer. Entweder sie haben sich zerstritten oder er ist mal wieder mit einer teuren Scheidung beschäftigt. Schade, seiner eigenen Geburtstagsfeier fernzubleiben.

Natürlich gibt's den Mitschnitt auf DVD oder Blu-ray. Aber das allein wäre öde und nicht weiter berichtenswert: Denn der 25. März 2010 war sozusagen "Monty Python Day". An diesem einzigen Tag wurde die Aufzeichnung weltweit in ausgewählten Kinos gezeigt.
In Berlin war es die mondäne Astor Filmlounge, die mitmachte und sogartig anzog. Bei Begrüßungscocktail, (etwas dilettantischer) DJane im Foyer, Getränkeservice am Platz, einführenden Worten vor dem Vorhang, Lightshow und glänzend aufgelegtem Publikum machte die Parodie auf Oratorien, Opern, Musicals, Gospels und englische Musiklegenden (Eric Idle gab einen glänzenden Bob Dylan ab, man hat auch null verstanden, was er genuschelt hat) und natürlich auf die Messias-Geschichte entsprechend Spaß. Es wurde auch applaudiert, als sei man im Oktober live dabei. Auffallend das gemischte Publikum: Altersmäßig waren garantiert noch viele echte Fans der ersten Stunde im Saal. Dazu tauchten jenseits der Brian-Handlung zwischendrin immer wieder bekannte Sketch-Anspielungen oder Melodiefragmente auf, die das Publikum sofort wiedererkennend bejohlte oder mitsummte. Eins der Highlights: die mozartesk gesungene Kopulation (es lebe die Koloratur!) von Brian und Judith. In der Bibel heißt das so schön: "Und sie erkannten einander". Dagegen sieht Meg Ryans legendäres, lustiges Stöhn-Feuerwerk im Restaurant aus dem Film "Harry & Sally" alt aus.

Ein bisschen abgewandelt wurde die Brian-Story für Not the Messiah natürlich. Und sei's auch nur, damit man z.B. als Schlussnummer nach dem obligatorischen "Always Look On The Bright Side Of Life" doch noch zum "Lumberjack Song" kam: Der Sprachfehler von Pontius Pilatus aus "The Life of Brian", der seinen Freund, den Zenturio Wigus Dickus (auf Deutsch: Chwanzus Longus), ankündigt, ist hinlänglich bekannt. Am Ende war er es nun der Römer - Verzeihung: der Wömer -, der in Originalgestalt von Michael Palin träumend seiner geheimen Leidenschaft fröhnte: "I never wanted to be a Woman [Roman]! I wanted to be... a lumberjack!" - Naja, Stan dagegen wäre ja lieber "a woman": Man nenne ihn bitte Loretta und kämpfe für sein Recht, Babies zu bekommen.
Seltsam, in den Rolltiteln habe ich kein "in memoriam" gesehen für den 1989 verstorbenen Graham Chapman (der wollte kein Mädel sein, auch wenn er oft eins gespielt hat, der war ganz normal maskulin schwul). Immerhin war selbiger nicht nur ein wichtiger Python, sondern auch der echte Brian. Das ist irgendwie unfein.

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