Samstag, 31. Juli 2010

Mär Berlin

Albrecht der Bär gründete das Fischerdorf Bärlyn einfach und unkriegerisch durch Reden, Diskutieren und Überzeugen, auf dass Friede mit den Wenden (Cölln, Stralau und de janze Mischpoke) herrsche, aber das Bärlein sie ggf. alle "zusammentatze". So wurde es mal in der Grundschule gelehrt, düster dämmert es mir. Ob ausgerechnet die Berliner die Ritter der Christianisierung sein sollen, wie Varianten der Gründungssage es zeigen, oder ob sie nicht einfach nur gerne labern, sei mal dahingestellt. Fazit ist aber: Die PR hat schon immer gestimmt, auch wenn es nicht viel zu holen (und zu geben) gab.

Das Problem kennen viele Länder: den immensen, träumerischen, sich Wolkenkuckucksheime bauenden Zuzug vom Lande in die Großstädte, vor allem gen Hauptstadt. Denn dort müssen doch - gefällligst, logischst! - die Lebenschancen, vor allem die auf Arbeit, um so viel größer sein. Dazu kommt die Lebenschance auf größere Selbstverwirklichung. Was Letztere angeht, kann man, oberflächlich betrachtet, in dörflicheren oder kleinstädtischeren Regionen manchmal bestätigt sehen, woher dieser Eindruck und diese Hoffnung kommen. Großartiges scheint es, so der Traum, nur in der Großstadt zu geben. In Hintertupfing und Klein Hintersiehstemichnich sucht man vergebens so tolle und vor allem wichtige Aktivitäten wie Paintballspielen im Vollkostüm, Beachclubs auf Hochhäusern, Transgender-Töpfergruppen, Open-Air-Karaoke im Amphitheater oder eine Pingpong-Bar, in der man spät nachts, wochentags, abgeranzt, bei billigem Flaschenfusel und Gekiffe um eine verlotterte Platte rennen und "chinesisches" Tischtennis spielen kann. Mist aber auch. Da muss man doch was ändern!

Andererseits sind, ähnlich wie in (aber noch vor) Hamburg und München, in Berlin über 50 Prozent aller Haushalte Einpersonenhaushalte (genannt auch "Single-Haushalte", womöglich irreführend oder vorab wertend, wie zu überlegen ist). Was aber heißt das, dass jede/r Zweite hier allein lebt? Dass diese/r auch allein ist und sich allein fühlt (oder einsam, was nicht dasselbe ist wie allein)? Oder nur, dass das Ego und der Drang nach Unabhängigkeit, Freiräumen, Rückzug, auch: eigener Wohnung trotz Beziehung, summa summarum: nach nicht traditionellen Lebensformen größer sind als in vermeintlich spießigeren, kleineren Orten? Dies lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, wäre aber mal eine Studie wert. Ebenso die Frage, ob denn "Single-Sein" nun eher mehr Lebensglück oder eher weniger beinhalten muss. Gängige Interpretationen gehen in Richtung des Zweiten und setzen dies als allgemein anerkannt voraus, obwohl Biologie, Chemie und Verhaltenspsychologie doch längst wissen, dass der Mensch zu lebenslanger Treue und Zweisamkeit ohnehin nicht geschaffen ist. Und obwohl - zumindest in Großstädten - ja die These zulässig wäre, dass bei größtmöglicher Selbstverwirklichung das Lebensglück nur marginal vom Status einzeln/gepaart abhängen könnte (wie gesagt, da steht noch eine Studie aus, wer hat Lust?). Bestimmt ist das nur die Verderbtheit dort, wo Sodom und Gomorrha herrschen und die Tugend sich verdünnisiert hat. Oder so.

Und noch ein Gedanke aus der Rubrik "Und dann war da noch...": Neben allgemeingesellschaftlichen, gesamtdeutschen Wohntrends spielt da vielleicht auch der demografische Wandel (ich kann mich immer noch nur mäßig damit abfinden, dass man die "Fische" jetzt mit F schreibt) eine nicht unwesentliche Rolle: Bei verwitweten Älteren ist die Frage, warum sie allein leben, vielleicht nicht so kompliziert zu beantworten. Und nein, auch Berlin ist nicht so jung, wie es sich gern gibt - was nicht heißen soll, dass Wowis inoffizieller Berlin-Slogan "arm, aber sexy" für Senioren nicht gelten darf. Statistik ist toll. Und wenn sie nicht gestorben sind...

Freitag, 30. Juli 2010

Mehr Berlin

Eine der Lehren aus dem DDR-Alltag lautet: Wo schon eine Schlange steht, sollte man sich erstmal mit anstellen - und dann fragen, was es gibt. Berlin wächst weiter. Allerdings nicht aus seinen eigenen Reihen heraus, denn die "echten" Berliner pflanzen sich kaum noch fort (wandern seit Jahren aus der Innenstadt ab, v.a. in den Berliner Speckgürtel, wenn sie eine Familie gründen oder gegründet haben, das schwächt die Statistik), sondern aus externer Zuwanderung und dem so zugewanderten, anderen Paarungsverhalten. Und das, obwohl das bunte Leben an Spree und Havel immer mal wieder als nicht gerade kinderfreundlich gilt. Da hilft auch das bundesweit erste Gesetz, das Kinderlärm unter Artenschutz stellt, nichts. Angesichts des immer wieder erforschten Zusammenhangs, dass "Akademikerinnen" in Deutschland generell keine, wenige und/oder erst spät Kinder bekommen, müsste Berlin ja dann mindestens zum Löwenanteil oder unter Einheimischen voller Hochgebildeter sein. Schade ums schöne Proll-Image. Aber zum Glück gibt es ja die Neuberliner. Die somit kreisschlussartig ungemein ungebildet sein müssenden (sonst würden sie ja keinen Nachwuchs werfen!) Zuwanderer kommen nicht nur aus dem (vorwiegend östlichen) Ausland; sondern der subjektive Eindruck stimmt total erwiesenermaßen: Die Provinz vereinnahmt die Hauptstadt! Rette msich, wer kann! Auf der Countryside muss es ganz ganz grässlich sein, denn an den tollen Chancen hier kann es nicht liegen.

Wobei man sich natürlich auch mitten in der Krise und mitten in der Pleitestadt prima an kleinen Entspannungszahlen festhalten und hochziehen kann (bei denen allerdings die Beschäftigungszahlen noch nicht viel über Löhne und Gehälter aussagen). Au au, lasst dazu mal nicht Buschkowsky sich nochmal äußern auf seinem tapferen Kreuzzug! Auf jeden Fall gibt es neuerliche Hoffnungsschimmer, auch dazu, dass das Überaltern und Entfamilialisieren der Hauptstadt sich umkehrt. Neuerdings wird nicht mehr nur noch in Pankow und Prenzlauer Berg geboren, sondern auch und vor allem in Friedrichshain und Kreuzberg. Den Gedanken, wie viele echte Urberliner sich wohl ausgerechnet in diesen vier Bezirken noch aufhalten, Babies machen und dann den stylishen Jogger-Buggy durch die Szene schieben, verfolgen wir mal nicht allzu weit. Aber da der Berliner Dialekt ja ohnehin zum Soziolekt verkommt, muss man ihn wohl seufzend abschreiben, ebenso wie den Berliner Humor und die sprichwörtliche Berliner Schnauze.
Die These von den gebärenden Provinzprolls entkräftet leider: Vor allem Studierende zieht es nach wie vor in die Hauptstadt. Man muss ja mal 'ne coole Zeit verleben, ehe man die Sache mit dem Bausparvertrag und der glücklichen Kleingartenfamilie in Angriff nimmt oder an der straighten Karriere bastelt - dies natürlich dann woanders, wenn man sich genug ausgelebt hat. Was aber wird z.B. aus Nord-Neukölln, wenn es dort vor Studi-WGs wimmelt und es immer hipper, teurer und "wohnwertvoller" wird? Gefahren drohen nicht nur dem alteingesessenen Altberliner Asi-Atzen in Adiletten.

Sonntag, 25. Juli 2010

Desperate Houselives

Ob mit 3-Wetter-Taft oder 3-Glitter-Top: Die Frisur sitzt, das Outfit auch, wo ist die nächste Kamera, um unter die ausgeflipptesten und tollsten Bilder des Tages zu kommen, kings and queens for a day, auf geht's, und prost, und das Ganze bei eitel Sonnenschein! Statt Stars für einen Tag gab es aber höchstens ein Celebrity Deathmatch. Da muss dann auch anderes zurückstehen, was ich eigentlich veröffentlichen wollte, irgendwie scheint gerade alles andere unpassend angesichts von Dr. House und Patient Techno.

Ungut erinnert fühlt man sich nach dem im mehreren Sinne finalen Ruhr-Rave an Sheffield vor 20 Jahren oder an andere Katastrophen bei Großveranstaltungen - ob Fußball oder Party -, die mit zu vielen Menschen auf zu wenig Raum, baulichen Blödheiten bzw. Fallen und der guten alten Panik (von wegen Trägheit der Masse!) zu tun hatten. Auch wenn die Zahlen da teils noch ganz andere waren. 19 Tote und über 340 Verletzte, davon viele schwer oder schwerst, das ist auch nicht zu verachten. Dazu kommen die Traumatisierten, welche in der Stampede oder im sich daran anschließenden, wirrwarrigen Gewühl Naivität, Orientierung, Freude oder Freunde verloren. Deathparadely seeking Susan.

Unverständlich bleibt, wie Organisatoren sowie Stadt Duisburg auf die Idee verfallen konnten, die Loveparade könne so gutgehen. Speziell, wenn damit gerechnet werden musste, dass durch gewisse Substanzen (auch in Verbindung mit i.d.R. geringem Alter der sie Einnehmenden) sowohl die Selbsteinschätzung als auch die allgemeine Urteilskraft vieler Teilnehmender ein wenig ausgehebelt sein würden. Wer hat sich nur die Nadelöhr-Idee einfallen lassen? Was aber noch viel unverständlicher bleibt: Wie sich Planer, Organisatoren und Verantwortliche geschmackloserweise so kurz nach dem Unglück zu schnellen Schuldzuweisungen bzw. vorauseilender Schuldabwehr im Selber-schuld-Stil hinreißen lassen konnten. Die Teilnehmerzahlen wurden plötzlich stündlich geringer geredet und der im Krisenstab an der Planung beteiligte Panikforscher Prof. Michael Schreckenberg erboste sich im WDR-Interview sowie auf einer Pressekonferenz gar, dass sofort nach Schuldigen gefragt werde (naja, was soll man als Journalist auch machen, um eine Sondersendung zu füllen?), findet diese aber sofort selbst, und zwar bei den Opfern. Unter denen hätten sich viele, was bei Massen oft vorkomme, "nicht an die Spielregeln gehalten". Sowas aber auch! Wenn das so oft vorkommt (wirklich nicht sehr überraschend) und schon der entsprechende Spezialist als Berater im Krisenstab sitzt, hätte man dann nicht erst recht solche Fallen vermeiden müssen?

Schön auch: Überall, auf youtube wie im Fernsehen, kursieren natürlich sofort Amateurvideos von der Szenerie. Bedenkenswert, dass Menschen in Panik die Situation nicht unter Kontrolle haben, wohl aber noch die Kamera ihres Mobiltelefons.

Ansonsten bekunden Hinz und Kunz sofort ihre Betroffenheit. Sogar Guido Westerwelle, dessen Statement nun nicht gerade brandaktuell wichtig ist; wohl weil er weiß, dass sein Sympathiekonto nicht das bestgefüllte ist und er mal wieder etwas Menschelndes sagen sollte, am besten als Erster. Der nichtpolitische Teil Berlins hat bisher noch nicht viel bekundet, erstaunlicherweise nicht einmal Häme, so kaltschnäuzig ist dann selbst keiner mit der bösen, gefürchteten Berliner Schnauze. Typisch berlinisch müsste man nun arrogant-süffisant blöken: "Sowas wäre hier nicht passiert!" Mag sein. Mag aber auch nicht sein. Wenn man bedenkt, welch Betroffenheit hier jedes Mal herrschte, wenn wieder einige alkoholisiert und vor allem dehydriert ("Schuld eigene!") verstarben oder einmal jemand in einer Messerstecherei das Nämliche tat ("Schuld eigene!"), dann will man das lieber nicht zu Ende denken, ob wir hier nicht einfach nur Glück hatten und etwas mehr Raum. Irgendwie sind wir ja schuld an der ganzen Veranstaltung. Dass es sie überhaupt je gab.

Wie die meisten "echten" Berliner sah ich damals die Laffenparade als ein notwendiges touristisches Übel für den Ruf als Weltstadt und das Herlocken von Neu-Touri-Potenzialen an, ertrug das Spektakel aber eher in stiller Würde und machte drei Kreuze, wenn die überall hinurinierenden und -vomitierenden Betrunkenen (nach meinem Eindruck war die Hauptdroge tatsächlich nie Extasy, sondern der schnöde Alkohol bei Monstertemperaturen) wieder weg waren, sich wieder zu Hause danebenbenahmen (oder vermutlich eher sehr brav) und ich das Ganze unbeschadet überstanden hatte. Anders als der jährlich zertrampelte und bepieselte, somit getötete Tiergarten. Aber solange es nur Gras ist.

Donnerstag, 22. Juli 2010

M'Air Berlin

Die Pannen-Notlandung eines Spaßpiloten auf dem Ex-Flughafen Tempelhof Ende Juni kostete 2000 Eumel - und den Irrflieger eine Ladung Mecker, die sich auch auf andere Notleidende, äh, Notlandende auswirken wird, sowie 8.000 Eumel Quasi-Strafe (ich bitte um Entschuldigung für das vermehrte Verlinken fragwürdiger Presseorgane). Mehr davon! Und die Sünder nicht auf eigene Organisation ausweichen lassen, sondern öffentlichen Aufschlag kassieren! So kann man auch das Königreich der Lüfte gegenfinanzieren und nicht nur den teuren Unterhalt von Gebäude und Gelände.
Es drängt sich aber auch eine andere Vermutung auf. Es könnte sich um eine PR-Aktion gehandelt haben! Nämlich um eine aus der altbekannten und beliebten Rubrik: "Was macht eigentlich...?" - Hierfür als aktuelle Ausgabe hoch gehandelt: die Initiative für den Erhalt des Flughafens als solchen. Nach dem Motto: "Flugbetrieb, na bitte, geht doch, und 'das Volk' will ihn auch! Einer hat's wieder vorgemacht!" Und ehrlich gesagt machte man sich ja schon Sorgen, wie's dem Verein so geht. Es hat ja schon unfassbar lange kein Volksbegehren mehr hierzu gegeben. Aber es besteht neue "Hoffnung", dass denen nicht langweilig wird, auch wenn sie die Forderungen inzwischen modifizieren. Unser jährlich Blöd gib uns heute!

Freitag, 16. Juli 2010

Meer Berlin

Fiese Fata Morgana flimmert Millimeter über dem dampfenden Asphalt: Nicht einmal nachts kühlt es merklich ab in der Stadt. Das schlägt bei manchen in Übermut um, bei anderen auf die Laune, bei wieder anderen aufs Gehirn. Sicher ist, Berlin im Sommer ist skurril.
Bereits morgens ist es für Sommerjunkies das Paradies, aber für Sommerhasser nirgends auszuhalten, man fühlt sich elend - und doch sind um einen herum immer noch Menschen, dank derer man sich noch elender fühlt, weil sie noch mehr schwitzen, schnaufen und dünsten als man selbst und ihr Geruch den Kreislauf schwindlig schüttelt. Aggressiv pflügen sich ächzende Radfahrer durch den Verkehr und überheizte Autofahrer vergessen alle Verkehrsregeln, die Hupe aber finden sie immer. Ventilatoren sind schon länger ausverkauft, wie damals 2003, beim letzten Rekordtemperaturen-Sommer. Ämter und Behörden sollen sich diesmal ganze Ladungen davon direkt ab Wareneingang gesichert haben. Der öffentlich-rechtliche Sender rbb gibt Mitarbeitern gegen Unterschrift Schüsseln aus, damit sie sich kalte Fußbäder unter ihren Arbeitsplatz stellen können.
Die Damen(?)-Sommermode suggeriert nicht nur, die Stadt sei ein einziges, großes Strandbad, sondern ist eine harte optische, nervliche und geschmackliche Prüfung. Zu viele Mädchen und Frauen haben offenbar vergessen, eine Hose anzuziehen; aber man will nicht so unhöflich sein, sie darauf hinzuweisen. Formlos-schlabberige, dafür aber transparente Hängerchen baumeln über Bikinis. Dazu klatschen Flipflops den typischen, schlurfigen Beifall auf dem heißen Boden. Auch wer nur zur Arbeit fährt, will aussehen, als sei er im Urlaub. Vielleicht fühlt man sich dann auch, als sei man dort, oder als liege Berlin am Meer. Auf der Spree schippern allerdings nur Touristen und die vielen Badeseen liegen zu weit außerhalb.
Unter Tage hält sich die aufgeheizte Schlechtluftmasse teils noch beharrlicher als oberirdisch. Auf dem nächtlichen U-Bahnhof Kaiserdamm ist es so heiß und stickig, dass das Warten nicht auszuhalten ist: 13 Minuten in der tiefergelegten Sauna, das geht nicht, also so lange lieber wieder nach oben gehen. Die tagsüber so frequentierte Kreuzung ist verkehrsleer, aber Fußgänger irren umher, teils Gassi gehend mit luftweghechelnden Hunden. Irgendwo hier im Nightlife-Niemandsland muss ein Abiball gewesen sein oder ein Abschlussball einer Tanzschule oder ein Casting für Komparsen, denn es wimmelt von auffallend jungen Menschen in auffallend festlicher Garderobe, die sich nur teilweise untereinander zu kennen scheinen. In ihren nicht immer geschmackssicheren Partymode-Abendkleidchen stolpern Mädels umher, die Fränkisch sprechen oder Hessisch. Vielleicht doch kein Abiball. Eine Frau mittleren Alters mischt sich darunter, im schulterfreien Petticoatkleid mit paillettenbesetzter Schmetterlingscorsage, ihr Körper ist über und über tätowiert mit Monstern und Fantasy-Figuren, die unter dem möchtegerneleganten Geglitzer hervorlugen, und sie quatscht die Teenager haltlos und lautstark voll. Die "Bread & Butter" kann an all dem nicht mehr schuld sein, denn die Messe ist vorbei.
In der Bahn zollt mein Hirn der Uhrzeit, dem vollgestopften Tag und der zermürbenden Hitze Tribut: Ich vergesse umzusteigen. Da aber alle Wege über Rom führen und es in Berlin ein paar Roms gibt, steige ich an einem davon aus. Der Anschluss ist weg, also erstmal draußen Luft schnappen. Auf der Ecke vor dem Bahnhof Zoo spricht mich unsicher und leise ein bayrischer Früh-Twen im adretten, schwarzen, damenhaft wirken sollenden, kurzen Kleid an: Wo es denn Richtung Hauptbahnhof gehe? Ob so spät überhaupt noch irgendwas fahre? Ob von den Bussen einer dorthin kurve? Und ob denn in dem Bahnhofsgebäude dort noch irgendwas sei oder weiter hinten noch etwas komme, nun ja, sie fahre wohl besser Taxi? Meine Erläuterungen zur S-Bahn will sie lieber nicht hören, nein, wirklich, lieber Taxi; jetzt beginnt sie herumzudrucksen, eigentlich traue sie sich da nicht hinein in das Gebäude. Was sie wohl in Wahrheit sagen will, ist: Sie traut sich nicht an den Menschen vor dem Gebäude vorbei - und fürchtet, innen könnten noch viel mehr davon, dafür aber keine Züge sein. Ich biete ihr an mitzukommen, bringe sie hinein, vorbei an den ganz ganz sinistren, gefährlichen Obdachlosen, Strichern und Drogensüchtigen, vor denen sie zurückzuckt, durchquere mit ihr die Bahnhofshalle, während sie sich ängstlich umschaut, und begleite sie noch bis hin zum richtigen Gleis, das voll von Menschen wie ihr ist, nur lachend und laut. Der nächste Zug gen Hauptbahnhof wird für nur zwei Minuten später angezeigt. Sie strahlt und bedankt sich tausendmal. Es wimmelt von Berlin-Einsteigern und -Umsteigern.

Montag, 12. Juli 2010

Sommerloch

Das gute alte Sommerloch: Gibt es eines? Stopfte die Fußball-WM es oder übertünchte sie nicht eher Geschehnisse? Geschehnisse, die - wenn man noch nicht einmal ins Ausland schaut, sondern sich schlicht die deutsche Politik während dieser Zeit anschaut - wie 2006 wieder ausnutzten, dass a) ein Sommerloch suggeriert und b) die WM durchgeführt wurde? Unser neuer Bundeswulff will dafür ja auch gleich Freude haben in seinem neuen Amt und sich von der Welle mittragen lassen, auch etwas angefeuchtet werden von ihr, angeschwappt durch den Glamour-Moment mit dem Medaillenumhängen vor den Augen der Welt, bei dem er durch Übereifer glänzte, also ran mit dem Bundesverdienstkreuz an Jogi Löw. Merke: Politik - it's fun!

Schön wäre ein Sommerloch im ganz anderen Sinne. Also ein Loch im Sommer. Auf dass sich meinetwegen Löcher in der Wolkendecke zeigen statt Ozonlöcher! Jedoch: Überall soll's gewittern, nur Berlin kiekt wieder neese in die Röhre und heizt stumm vor sich hin; so ist das eben in einer Stadt, die 30% unter dem Bundesdurchschnitt liegt, was Niederschläge angeht, an der Sonnenseite der Republik liegt und auch jetzt wieder den Spitzenplatz im Trockenbrutzeln belegt. Treffende Ansagen gab es dazu auf Radio Eins: "Der Wetterbericht. Es sind siebenhundertdreißig Grad." - und etwas später: "Das Wetter: heute heiß und trocken, hohe Waldbrandgefahr. Nachts heiß und trocken. Morgen heiß und trocken. Hohe Waldbrandgefahr." Mehr oder Genaueres muss man dazu eigentlich wirklich nicht sagen. Außer vielleicht die Frage aufstellen, ob Wälder nachts schwerer entflammbar sind.

Dienstag, 6. Juli 2010

Demolition Men

Der Schreck sitzt tief. Nicht der über Gewinne oder Verluste, sondern der Schrecken der Weltmeere - nämlich der über die bösen Deutschen und was sie vermeintlich antreibt: kaputtmachen.

Denn welches Image die Teutonen in der Welt immer noch haben, zeigt sich gruseligst, wenn man den diversen internationalen Presseschauen folgt: Beim Durchlesen von Auszügen aus den Reaktionen des Auslands auf Deutschlands WM-Auftritte kann es einem kalt den Rücken hinunterlaufen. Selbst in der Bewunderung von (rein sportlichen) Siegen zeigt sich noch das Vorurteil über martialisches Militärgehabe. Da wird manch alte Vokabel oder Assoziation bemüht - und die lieben Landsleute, ganz im dümmlich-trunkenen "Schlaaand, Schlaaand"-Taumel wimpelwedelnd die Straßen verstopfend, freuen sich noch, wie gut sie ihrer Meinung nach weltweit dastehen.

Viele von außerhalb fühlen sich offenbar eher an "früher" erinnert; egal, ob dieses Früher das Militär-Preußen oder die Nazizeit sein soll. Schwer schluckt man da angesichts der militaristisch-kriegerisch belegten Vokabeln, wenn man genau liest. Falls nicht grobe Übersetzungsfehler vorliegen.

Von einem Massaker unter dem Kommando von Schweinsteiger, das Argentinien eliminiert hat, liest man da aus brasilianischen Zeitungen. Aus spanischen Medien ist von zermalmen die Rede und dem kollektiven Triumph, während etwas drolliger angehaucht auch beschrieben wird: "Wie Obelix sammelt Deutschland die Helme der Römer und zerlegt alles, was es berührt". Weniger drollig klingt es da aus der Türkei, wo poetisch, aber ebenso kriegskonnotativ gestaunt wird über fliegende Panzer und den Sturm, der aus Deutschland bläst. Noch blumiger klingen die alten Vergleiche aus Österreich, wo man an Odin und Siegfried, den Drachentöter, denkt, beide zu überkommenen Idolen degradiert und die neuen deutschen Helden gar als Killer bezeichnet. In Belgien findet man, Löw hat Maradona niedergestreckt - auch wenn das Niederstrecken dort immerhin auch als "sexy, sinnlich und innovativ" wahrgenommen wird (aha, soso, man lernt nie aus, die Erotik des Fußballs und so, das färbt gleich aufs Metzeln ab). In den USA werden netterweise eher positiv gemeinte olle Imagekamellen wie Präzision und Organisation ausgepackt (Pünktlichkeit und Gehorsam würden noch fehlen), in südafrikanischen Presseablegern nennt man die Löw-Männer mächtig (in Bangladesch neben ebendiesem aber auch skrupellos, eine Bezeichnung, die auch Südafrika schon nach dem Englandspiel parat hatte), wie sie so weiterrollen und Argentinien zerstören, in vorangegangenen Spielen schon auch mal den Krieg gewinnen. Serbien spricht geschmackssicher vom Blitzkrieg, der Messi & Co. auslöscht (ihren eigenen Sieg hatten sie aber auch schon als einen solchen tituliert; da war Deutschland in jenem Krieg gefallen), ebenso wie eine indische Zeitung. Nach dem Englandspiel hatte man auch schon in Südfrika gefunden, die Deutschen hätten England nicht nur verwüstet und zerschmettert, sondern auch geblitzt. Die Blitzkriegmetapher macht offenbar Spaß! Irgendwie kurios bei etwas so Unspaßigem. Aus England hatte es da immerhin nur geheißen, die Deutschen hätten wie eine Dampfwalze die Three Lions überrollt. Na, das klingt doch gleich behäbiger und, öhm, sanfter. Quasi nach reinen Menschenfreunden bei einem lustig-bunten, verträumten Spielreigen auf saftigem Bio-Stadiongras.

Die Fußball-WM verdrängt derzeit ohnehin schon alle wichtigen, echten Themen (Gruß u.a. an die Krankenversicherungsreform). Ok, also nehme man sie mal ernst und gehe von den Zuschreibungen aus, die ihre übertriebene Bedeutung schönzureden und zu rechtfertigen versuchen:

Der als so völkerverständigend und -zusammenbringend bejubelte, multinationale (in einer Zeit, wo viele von der Abschaffung der Nationen träumen) Wettstreit im Balltreten scheint nach wie vor doch eher Kriegsgefühle und ein "Gegen" statt ein "Mit" zu befördern und zu verstärken. Im Falle Deutschlands imagetechnisch eine frustrierende Sache. Da kann man vor den Spielen noch so viel "Say NO to racism!" und andere gutgemeinte Erklärungen gegen Gewalt und Ausgrenzung verlesen.

Dann verlasse man aber mal die (Schlacht-)Feld-Ebene und schaue sich auf Tribünen wie Straßen die nett-debilen, bierbäuchigen Grinsefans mit ihren Vokuhila-Perücken an (warum sind eigentlich die deutschen Fans immer die hässlichsten, die Fernsehkameras einblenden? Das ist furchterregend!), höre ihr gegrunzt-hirnloses, sinnfreies Party-Gegröhl und frage sich: Können diese harmlosen Irren noch gefährlich sein? Außer dann, wenn sie wieder besoffen Autokorso fahren oder freudig mit selbstgebastelten oder prüfsiegelfreien Böllern nach Menschen werfen (heieiei, eine ganze ungute Assoziation von Kriegsspiel ermächtigt sich da meiner)? Womöglich alles nur geschickte Tarnung.

Quellen für die Zitate: dpa, SID, tagesschau.de, handelsblatt.de, focus.de

Donnerstag, 1. Juli 2010

Ergebnisse der Umfrage 4: "Deutschland sucht den Superbundespräsidenten (w/m): Wenn 'das Volk' es entscheiden dürfte, wer sollte neue/r BP werden?"

Habemus papam: Weißer Rauch stieg nicht auf, als gestern abend nach gut neun Stunden Wahlmarathon und einem dritten Wahlgang um 21.12 Uhr die Farce beendet war und das Wülffchen als neuer Bundespräsident feststand. Zu wackelig war das Ganze gewesen und zu absurd abgelaufen. Dennoch feiern sich Wulff- wie Gauck-Anhänger beide als Sieger (Jochimsen-Anhänger als Trotzkis und Rennicke-Anhänger einfach als Deutsche) - und die Mitglieder der Bundesversammlung, die nicht verhungert, verdurstet oder einfach umgefallen sind, sich als Kämpfer im Dienste des Volkes.

Nebenbei hat die Medienöffentlichkeit einen neuen Star: Er heißt Norbert Lammert und wäre auch lieber Bundespräsident als Bundestagspräsident, unterhaltsam ist er aber. Blogosphäre, Twitteromania, Facebookstaat und andere Bekloppte verlangen sogar nach einer Fernsehsendung für ihn. Solange alle noch gut lachen haben, ist die Politik in Deutschland offenbar noch ganz okay.

Berlins neue Edel-U-Bahn-Linie 55, sogenannte "Kanzler-U-Bahn", die mit (bisher) bombastischen 1,8 km Länge über immerhin 3 Bahnhöfe verfügt und damit u.a. den Hauptbahnhof mit dem Bundestag verbindet, glänzte noch bis spät in die Nacht mit einer Laufschrift unter den normalen "nächster Zug in xy Minuten"-Anzeigen: "Wir begrüßen die Mitglieder der Bundesversammlung herzlich zur Wahl des Bundespräsidenten in Berlin!" - Wenn das nicht Glamour ist!

Und entsprechend glamourös war das Ganze wahrlich. Inhaltlich wie formal.
Damit keiner umkippte, musste Lammert "mit dem Protokoll brechen" und das inzwischen eingetrocknete und mehrfach ausgewechselte, wartende Buffet "schon" gegen 19:30 Uhr und damit vor dem Ergebnis eröffnen. Gerüchtehalber erschwitzten die Wahlmänner und -frauen mangels Klimaanlage und mussten zwischendrin aufs Klo gehen, wenn sie kaltes Wasser trinken wollten. Da soll noch einer sagen, das arme Berlin vernachlässige seine Bürger, aber protze und klotze, wenn es um Politiker gehe. Die werden auch nicht nur verhätschelt. Sollen ruhig mal sehen, wie es so ist in Berlin, sobald man die U55 verlässt!

Neben Protokoll, Prototypkoller, Wahl, Qual, rechnen, zechen, Moderation, Modder-Aktion, Linkspartei-Farce, Linkspartei-(über-)interpretier-Farce, Lammert-Präsentationen und dem neuen BuPrä ergab der gestrige Tag aber noch ein totales Highlight: Die Grünzeuch-Umfrage endete punktgenau. Die Ergebnisse will ich euch natürlich nicht vorenthalten.

(im Bild: Auch Christian Wulff mag Grünzeug.)

*******************************************************

Die 4. Umfrage war wieder ein Meinungsbarometer. Da die Inhabitanten dieses schönen Landes sich ja immer gerne ereifern, dass sie nie nach ihrer Meinung gefragt werden, nicht einmal, wenn es um einen Repräsentanten gehen soll, der "die Deutschen" verstehen und darstellen soll und daher idealiter volksnah ist, hatte es hier einen Aufruf für Vorschläge gegeben. Daraufhin folgte die Frage:

"Deutschland sucht den Superbundespräsidenten (w/m): Wenn 'das Volk' es entscheiden dürfte, wer sollte neue/r BP werden?"

Es waren Mehrfachantworten möglich - zur Ermittelung aller Potenziale für das kleinste Übel. Das war aber offenbar nicht jedem/r Teilnehmenden klar.

Teilgenommen haben an dieser wieder einmal totaaaal ernstgemeinten und seriösen Befragung nur 14 Leute (die Studienleiterin natürlich nicht, das wäre verzerrend gewesen). Angesichts der enormen Besuchszahlen auf dem Blog während der Laufzeit fragt sich die grüne Forschungsgruppe da durchaus: Ist es zu anstrengend, zwei Klicks zu machen? Oder wird immer nur nach Meinungsteilhabe gekräht, aber dann will man doch lieber keine Meinung äußern, nichtmal anonym? Wenn nur knapp jede/r zehnte Leser/in auch die Umfrage beantwortet? Und jetzt kommt mir nicht mit: "Da fehlten die Optionen 'Wir brauchen keinen Bundespräsidenten' oder 'Jemand ganz Anderes, der nicht auf der Liste stand'!" - Es bestand vorher genug Möglichkeit, Vorschläge zu machen (und wurde nur mäßig genutzt), und das Politsystemändern stand erstmal nicht zur Debatte. Vermutlich hätten bei einer solchen Option alle "Weiß nicht" oder "Brauchenwa nich" angekreuzt. Nicht sehr hilfreich bei einem Wahlmeinungsbild. Und die Mirdochejaaal-Einstellung zu unterstützen war nicht Sinn der Umfrage. Allen Teilnehmenden ein umso herzlicheres Danke!

Doch nun die Antworten:

1. "Och, der Wulff im Staatspelz ist doch 'ne ganz passable Idee."
0 Befragte

2. "Och, der zählen könnende Gauckler ist doch 'ne ganz passable Idee."
2 Befragte, 14 Prozent

3. "Och, die Luc Skywalker-Jochimsen ist doch 'ne ganz passable Idee."
0 Befragte

4. "Ich fand Zensursula von der Leyharbeit 'ne 1A Idee und weiß null, warum man davon abgerückt ist."
2 Befragte, 14 Prozent

5. "Stefan Raab, aber auch nur, weil Lena Meyer-Landrut noch nicht 40 ist!"
0 Befragte

6. "Dieter Bohlen, das gibt wenigstens geile Sprüche bei den Reden."
1 Befragte/r, 7 Prozent

7. "Joschka Fischer, der war mal beliebt und hat schon lange nix mehr gesagt."
2 Befragte, 14 Prozent

8. "Das Merkel. Da man Ämter ja nicht häufen soll, kann dann jemand Fähiges auf den KanzlerInnen-Job nachrücken."
1 Befragte/r, 7 Prozent

9. "Stoiber, das wäre wenigstens witzig! Lübke lebt!"
2 Befragte, 14 Prozent

10. "Guildo Horn, der Einfachkeit halber, weil er mit bürgerlichem Namen Horst Köhler heißt."
2 Befragte, 14 Prozent

11. "Ein/e Weizsäcker, das hatten wir lange nicht mehr."
2 Befragte, 14 Prozent

12. "Beckenbauer, dann hättenwa endlich wieder 'n Kaiser!"
3 Befragte, 21 Prozent

13. "Margot Käßmann, das gibt uns christlich-abendländische Kultur, Trinkkultur und Ehrlichkeit – und ihr sicherheitshalber einen Chauffeur."
0 Befragte

14. "Jogi Löw, sieht immer adrett aus und ist Schwabe, der spart sicher gut... wobei, warten wir die Fußball-WM ab, ich weiß noch nicht, ob ich den dann noch mag."
1 Befragte/r, 7 Prozent

15. "Matthias Richling, der kann alle(s)."
0 Befragte

16. "Heiner Geißler, für mehr Würde UND Ironie-Süffisanz im Amt."
3 Befragte, 21 Prozent

17. "Chrille Ströbele, für mehr Originalität im Amt. Ich bin auch gespannt auf das Dienst-Fahrrad mit Chauffeur."
2 Befragte, 14 Prozent

18. "Irgend'ne Frau..."
0 Befragte

19. "Genschman. Weiß nicht wieso, aber der soll doch so beliebt und toll sein."
0 Befragte

20. "Schäuble, auf dem Posten kann er nix mehr anrichten!"
1 Befragte/r, 7 Prozent

21. "Schwesterwelle, auf dem Posten kann er nix mehr anrichten!"
0 Befragte

22. "Sabine Christiansen, die kennt das Business."
0 Befragte

23. "Eva Herman, die kennt die Gesellschaft, v.a. die Frauen."
0 Befragte

24. "Was ist eigentlich mit Gesine Schwan??"
1 Befragte/r, 7 Prozent

(n=14)

*******************************************************

Mögliche Interpretationen der Ergebnisse:

I.) Von den tatsächlich zur Wahl stehenden (ernsthaften) Kandidaten befürworteten die Grünzeuch-LeserInnen höchstens Joachim Gauck. Das deckt sich mit anderen Umfragen im Land.

II.) Die Auswahl war offenbar zu groß für deutliche Meinungsbilder. Der Deutsche will nicht so viel abwägen. Vielleicht ist dies auch ein Grund für die geringe Mitwirkung. Möglicherweise haben v.a. viele Ostdeutsche die Umfrage gelesen - und waren dann aus alter Erfahrung überfordert vom reichhaltigen Angebot und haben das Teilnehmen bleibenlassen. Dies ließe den Schluss zu, dass die tatsächliche Politlandschaft der Bundesrepublik (nicht nur bei BP-Wahlen, sondern auch bzgl. Parteien etc.) entgegen landläufiger Meinung eigentlich sehr "ossifreundlich" ist.

III.) Franz Beckenbauer und Heiner Geißler sind die knappen Gewinner.

IV.) Vorschläge, die zuvor direkt aus der Leserschaft kamen, erzielten teils null Stimmen. Manche Menschen ändern also vielleicht häufig ihre Meinung, sind zu faul zum Abstimmen oder aber trauten dann ihrer eigenen Satire doch nicht mehr über den Weg.

V.) Wahllosigkeit aus einer dogmatischen statt inhaltlichen Haltung heraus herrscht offenbar nicht: "Irgend'ne Frau" war dann doch allen zu schwammig. Inhalte siegen, daher wohl auch die Stimmabgabe für Kaiser Franz oder Guildo Horn.

VI.) Retro-Weiber sowie Retro-Gesellschaftsbilderrepräsentanten und Helden von gestern sind out (mit Ausnahme von Joschka Fischer und Ursel von der Leyen, warum auch immer).

VII.) Kurzfristige Trends trügen: Der direkt nach Hotte Köhlers Rücktritt erschallte Ruf nach Kirchenfrau Käßmann oder der Raab-Lena-Connection erstreckt sich offenbar nicht auf die Grünzeuch-Leserschaft.

VIII.) Guido W. ist doch nicht so schlimm. Oder aber so schlimm, dass ihm zugetraut wird, sogar als (recht einflussloser) Bundespräsident noch was kaputtmachen zu können.

Um weitere Analyse-Vorschläge oder aber eine Diskussion der obigen Analyse wird grünlichst gebeten!
Counter