Dienstag, 17. Mai 2011

Efeuvision Song Contest

Auch dieses Blog muss sich ab und an mit irrelevanter, mainstreamiger Populärkultur befassen (es tut dies natürlich sehr, sehr ungern):

Beim Eurovision Song Contest, besser bekannt immer noch als der Grand Prix de la Dingsda, haben 2011 angeblich einige einiges gezeigt. Die Eurovision hat gezeigt, dass sie tatsächlich ab und zu mehrere hörenswerte und auch stilistisch unterschiedliche Titel hervorbringen kann. Europa hat gezeigt, dass es locker und offen ist, dass es seine Definition nicht so eng sieht und der Ex-Ostblock getrost die EU-Mitgliedschaft beantragen kann, versuchen kann man's ja mal, mit Unterstützung der Nachbarn vielleicht. Außerdem hat Europa gezeigt, dass es null Geschmack hat. Dass gute Musik oder aber partytaugliche Disco schon im Halbfinale zugunsten austauschbaren Matsches rausfliegen (schade z.B. um Belgien, Türkei und Armenien) oder dann in der Schlussrunde keine Mehrheiten finden - mit einzelnen Ausreißern. Aserbaidschan hat gezeigt, dass es weiß, wie Kitschindustrie funktioniert. Deutschland hat gezeigt, dass es Superlative kann. Dass es technisch und organisatorisch fit ist, und zwar nicht nur in der Rüstungsindustrie. Angeblich auch, dass es nicht nur zum Anlass "Fußball" ein Partyvolk ist. Lena hat gezeigt, dass sie singen und Englisch gelernt hat und jetzt Vollprofi ist; womit sie aber die naiv-unbekümmerte, natürliche Bühnenpräsenz verloren hat, die ihren Erfolg begründete. Anke Engelke hat gezeigt, dass es Vorteile hat, mehrsprachig aufzuwachsen. Der NDR hat gezeigt, dass er Multitalente hat. Und RSSR, Rampensau Stefan Raab, hat gezeigt, wann man besser einfach mal die Fresse hält. Und was man aus "Satellite" Gutes, Rockiges machen kann.



Viele sind ja nach dessen Auftritt im Rahmenprogramm der Meinung, wir sollten nächstes Mal Jan Delay zum ESC schicken. Die Autorin steht dem Mann zwiegespalten gegenüber. Der Fischkopp ist sicherlich ein Charakterkopp. Einfach 'ne coole Sau. Er macht gute Musik und Stimmung. Aber das Efeu persönlich hat so Stimmen, die es nicht mag; die von Jan Delay gehört dazu. Das Genäsel nervt einfach, inklusive der Tatsache, dass es irgendwie schade ist, wenn man von guten Texten dann nichts verstehen kann. Andererseits amüsiert die Vorstellung, wie es wohl für die internationalen Gäste war, die lässig groovende Pausenshow zu hören, zu sehen und zu mögen, sich aber, gut ausgestattet mit einem deutschen Wörterbuch oder einem akustischen Vorab-Briefing durch eine Lern-DVD, die ganze Zeit zu fragen: "Welche Sprache is'n das, zum Geier!?" (diese Frage darf im Kopf gern in beliebige europäische Sprachen sowie Russisch, Türkisch, Hebräisch, Arabisch, ... übersetzt werden).

Die Autorin ist vielmehr dafür, 2012 Ina Müller zum ESC zu entsenden. Am besten mit einem Text auf Plattdeutsch, das gäbe auch Folklorepunkte (hier würde sich das Ganze folgerichtig eventuell sogar als Soul-Funk-Duett mit Jan Delay anbieten, Duette gehen immer, q.e.d.). Die Dame als Jury-Präsidentin war ein Grund, die Veranstaltung zu mögen. Und das, obwohl sie auch nicht immer einen treffenden Musikgeschmack hat (leider ebenfalls q.e.d.). Eine andere Variante wäre Stefan Hantel, besser bekannt als Shantel. Internationale, tanzbare gute Laune mit Ohrwurmeffekt – und Punkte gäbe es sicher auch vom Balkan, den ehemaligen SU-Ländern, Israel, Rumänien, Türkei, ...! Ach nein, die Idee wird nichts, mehr als sechs Leute auf der Bühne sind ja nicht erlaubt.

Im Folgenden eine grüne Vorschlägeliste, Pi mal Daumen, wie das Finale diesmal z.B. ausgegangen wäre, wenn die Welt gerecht wäre (Diskussion gern via unten verfügbarer Kommentarfunktion).

Die Top Ten (Geschmacksurteil abgewägt mit Grand-Prix-Stil-Kriterien): 1. Serbien, 2. Italien, 3. Moldau, 4. Deutschland, 5. Estland, 6. Schweiz, 7. Georgien, 8. Irland, 9. Island, 10. Ungarn.

Schleimig-gestrige Boybands und Schnösel sowie Heulbojen bitte nach hinten. Auf die letzten drei Plätze Griechenland für absolut unterirdisch schlechten, unfreiwillig komischen Rap in berechnender Schmalzfolklore-Kombi, Russland für schmierige Retorte und Spanien für komplette Belanglosigkeit.

2 Kommentare:

Rob-sy hat gesagt…

Klar, Ina Müller muss unbedingt dahin, ebenso Jan Delay - also doch als Duett. Wir im Norden lieben ja die beiden!

Deine Top 10 musst du unbedingt überarbeiten! *bestimm*
Mit Moldawien lagste ja schon ganz richtig aber den Jungen mit der Gitarre aus Finnland haste vergessen - Klasse Song! :)

Platz 1 für Aserbaidschan find ich in Ordnung, die hatten ja letztes Jahr auch schon nen guten Song (Safura "Drip Drop") ins Rennen geschickt.

Efeu hat gesagt…

Hihi. Wenn die Duett singen, ist das dann sehr international, sie duettieren auf Platt und Näselnuschel. Esperanto war gestern.

Hm, den kleinen Finnen mochte ja auch die Ina ;-), aber mein Fall war er nich. Der Song hatte Potential, aber nich so, wie er den dargeboten hat, "schubidu". Außerdem kriegte der bei mir Punktabzug für das Hemd! Das war so'ne durchsichtige Anbiederei à la "Ich bin die männliche Nicole"! *lol*
Und noch ein "Hm": Also mein Ding war auch der Aserbaidschan-Song null, ich bin ratlos, was daran toll sein soll. Den hat 3 Wochen später jeder vergessen.

Anders sähe die Liste allerdings auch aus, wenn ein paar bestimmte Songs durchs Halbfinale gekommen wären..

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