Montag, 28. Mai 2012

Zitate der Woche (12)

Schwierig, schwierig - um das Zitat der Woche (Pfingsten sei Dank, durch den Feiertag hat das Grünzeug die Woche mal dreist bis zum Montag verlängert) konkurrieren folgende Aussprüche:

(1) 
Eine Freundin, die seit Jahren zu einem eigentlich nonstop arbeitenden Workaholic-Energiemonster mutiert ist, hat sich allen Ernstes extra mehrere Tage Urlaub genommen, um exzessiv das lang ersehnte, nach Jahren endlich erschienene "Diablo III" (oder 3?) zu zocken. Ihre schockierte Selbsterkenntnis zwischen ausdauerndem, nerdigem Computerspielen:
"Ich stelle fest, dass ich doch älter geworden bin: Habe zwischendrin tatsächlich eingekauft und die Wohnung geputzt!" 

(2)
Ein Mann, der - offenbar planend - im Sonnenschein mit Klemmbrett, Laptop und einer (mindestens Geschäfts-)Partnerin im szenigen Kiez um den Helmholtzplatz vor einem Lokal sitzt, welches baustellig im Um-, Aus- oder Aufbau begriffen ist, sagt sinnierend und dramatisch zu der Frau, dem Klemmbrett oder dem Laptop:
"Das wird 'ne Horrorküche. Die werden sich dauernd gegenseitig anzicken und anpissen." 

(3)
Junge Frau, die am Rande des Festumzuges zum Karneval der Kulturen (an dem es doch tatsächlich mal nicht geregnet hat!?) von ihrem Freund wie ein kleines Kind huckepack getragen wird und mutmaßlich nicht mehr ganz nüchtern ist:
"Streiten kann auch mal ganz geil sein."

Sonntag, 27. Mai 2012

Fishing for complications

Ein kulinarischer Kreativitäts-, Flexibilitäts- und Originalitätspreis (leider mit null Euro dotiert; aber es gibt ja zumindest hier Ruhm und grüne Ähre - es sei denn, man findet das Folgende auch ein wenig albern, die Gastrokritikerin ist noch hin- und hergerissen...) geht an das kleine, französische Restaurant "Bardeau" in der Schöneberger Nollendorfstraße. Es löste eine interessante Aufgabenstellung, die eigentlich so ernst gar nicht gemeint war.

Hintergrund: Eine Freundin hatte zu einem Abendessen im kleinen Kreise eingeladen und eine Menüfolge bestellt. Für die Autorin dieses Blogs erbat sie eine Extranichtwurst. Am einfachsten und auch lecker wäre die vegetarische Variante gewesen. Aber nein, der Piscetarierin wollte die Gastgeberin Luxus kredenzen: So sprach sie. Und es ward Fisch. Nicht allerdings ohne ihren Hinweis, dass diese schwierige Person, die es zu bewirten galt, Fisch eigentlich nur dann gerne esse, wenn er "sie nicht mehr anschaue" [Anm. d. Red.: Das stimmt]. Diese Hürde nahm das Restaurant wörtlich und mit diesem Ergebnis:

Das fischt mich nicht an.
Die Skulptur ergab Dorade an Spargel und anderen Leckerlis; Kopf und Schwanz bzw. Flossen waren abgetrennt und auf dekorative, bildnerische Weise (das Lokal versteht sich auch als Kunstgalerie) mit in Form gebackener Blätterteigpastete und Zitrone ergänzt. Woraus das "Auge" war, ließ sich nicht herausfinden.
Nach dem ersten Lachen lautete das einhellige Urteil: Niedlich! Aber guckt er jetzt nicht erst recht um Gnade flehend? Ach was, das Knopfauge ist ja nicht echt, da kann man sich prima in die inkonsequente Tasche lügen. Hach. Toll!

Sonntag, 20. Mai 2012

Zitat der Woche (11)

Klampfender und dazu englische, vermutlich selbstgeschriebene Texte sehr laut singender Gehsteig-Gitarrist ruft zwischen zwei Versen den PassantInnen (speziell einer schmerzverzerrt guckenden, vorbeieilenden Seniorin) hinterher:
"Na? Is doch viel besser als eure ganze Fernsehscheiße, oder nich?"

Mittwoch, 16. Mai 2012

Wilde Schilde(r)


Gute Chancen beim Strafzettel-Anfechten?
Wer mir beim Draufblicken auf diesen Schilderwald (Versuchszeitraum: ein durchschnittlicher Vorbeifahr-Moment) auf Anhieb sagen kann, ob er hier parken, halten usw. darf, erhält das Verkehrsefeublatt am Band, den grünen Schnellrafferorden und die biologisch abbaubare Durchblickfaser erster Ranke.

Anzunehmen ist: Dies ist eine Umweltmaßnahme. Wer das sieht, fährt nur noch Fahrrad. Wahrscheinlich stecken Die Grünen dahinter. Abgefeimt.

Donnerstag, 10. Mai 2012

Tunnelblick (12): Schwätzen und grabbeln

Drei very short stories aus dem Berliner ÖPNV, alle vom selben Tag:

(1)
In der U7 treibt wieder einmal ein stadtbekannter U-Bahn-Musiker sein Unwesen, dessen hoher Wiedererkennungswert darin liegt, dass er nicht nur zur Schrammelgitarre sonor dahernuschelt, sondern ein merkwürdiges Denglisch spricht und mitten im hektischsten Berufsverkehr ständig versucht, die Fahrgäste mit seiner ostentativ gutgelaunten, pseudodynamischen Art anzustecken – mindestens aber, sie um seinen "Auftritt" herum vollzuquatschen, zu nerven und zu fragen, warum sie alle eine Fresse ziehen. Nach seiner Darbietung geht er mit dem obligatorischen Becher herum. Ein sitzendes Pärchen wühlt, kramt, grabscht sehr angestrengt ewig im Kleingeld herum; er bleibt wartend stehen. Die beiden entscheiden sich doch anders: Mit entschuldigendem Dackelblick schütteln sie den Kopf. Der Quasselgitarrist flachst flapsig im Weitergehen und Waggonverlassen, vergnügt und natürlich mit englischem Akzent: "Schwabe? No problem."

(2)
Tatsächlich schwäbisch zu sein scheinen am frühen Abend auf der S-Bahn-Hauptachse die drei jungen Mädchen, die in modernisiertem Dialekt aufgeregt durcheinanderschnattern. Wenn Schätze schwätze: Hauptsächlich tauscht sich das Trio überdreht darüber aus, dass eine von ihnen sogar schonmal Justin Bieber "so an die Eier gegriffen" hat.

(3)
Der Frühling scheint nun (spät, aber doch) nicht nur bei jungen Schwäbinnen, sondern auch bei nicht mehr ganz so jungen BerlinerInnen ausgebrochen zu sein. Dieselbe, inzwischen erschöpft stille S-Bahn betritt nur kurz nach dem Aussteigen von Justins Spätzlegreifern ein beeindruckend dickes, gepierctes, sonst aber bieder wirkendes Paar um die 30. Der weibliche Part sagt laut, aber eher beiläufig zum männlichen: "Wennwa nach Hause komm', lass uns erstma' auffe Madradse 'n bisschen rumturn'."
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